„In dem ich endlos beschäftigt war, hörte ich auf meinen Körper zu bewohnen…“
Wir leben im ständigen Wechsel zwischen WAHRNEHMUNG und REAKTION.
Nicht selten eilen wir von einem Termin zum nächsten. Sind beschäftigt, planen, erledigen.
Naturgemäß bedingen sich Phasen von Aktivität mit denen für Pausen und Ruhezeiten.
Der sukzessive Anspruch, leistungsfähiger, erfolgreicher, effektiver, vitaler, schöner, fitter, gesünder und dabei auch noch von allen geliebt und gemocht zu werden, wandelt diese Naturgesetzmäßigkeit in einen zehrenden Balanceakt.
So werden Kräfte bis zum äußersten ausgebeutet.
Viele von uns gehen Tag für Tag weit über ihre Grenzen hinaus. Selbst in der Freizeit sind wir durch die Vielzahl an Möglichkeiten, Ablenkungen, Eindrücken und News mit unserer Aufmerksamkeit permanent im Außen.
Wir nehmen unseren Körper kaum wahr. Zumindest solange er uns keine Schwierigkeiten bereitet.
Wenn doch, dann meist, um ihn zu optimieren oder an ihm herum zu nörgeln.
WIR PFLEGEN GERNE DINGE
Umso mehr und umso hingebungsvoller, wenn wir für sie bezahlt haben. Ob Fortbewegungsmittel, neue Küchen, Kosmetik, Sportzubehör, Musikinstrumente, Klamotten, Kultur, Weiterbildungen, Entertainment und lang ersehnte Urlaube … Diesen Dingen schenken wir unsere Aufmerksamkeit und unsere Zeit.
„Ich mochte meinen Körper nicht. So fiel es mir schwerer, gut auf ihn zu achten…“
Ich fiel selbst in diese Falle, als ich durch meine Weiterbildungen über Monate in einen bisher ungewohnten Rhythmus gelebt habe.
Viele Stunden des Lernens, deutlich weniger Bewegung und kaum Zeit für mich selbst.
Obwohl es eine gut überlegte Entscheidung war, haderte ich mit den Nebenwirkungen als ich merkte, wie sich ein Kilo zum Nächsten gesellte.
Plötzlich fiel es mir schwerer gut auf mich zu achten. Ich fand meinen Körper weniger schön. Die mir vertraute und nun fehlende Gewohnheit regelmäßiger Bewegung und körperlicher Verausgabung dämpfte mein intuitives Körpergefühl. Ich nahm unbewusst eine Art Vermeidungsstrategie an. Wenn ich nicht hinsehe und abwarte bis ich wieder Zeit habe, dann kommt das wieder in Ordnung. Fast so, als hätte ich es nicht verdient, meinen Körper auch in dieser Zeit gut und liebevoll zu umsorgen.
ICH GLAUBE, DASS ES VIELEN MENSCHEN SO, ODER SO ÄHNLICH GEHT.
Unsere Lebensumstände verändern sich in der Regel mehrmals im Laufe des Lebens. Ein neuer Job, Kinder, Umbrüche, Umzüge, seelische wie körperliche Verletzungen bis zu ernsthaften Krankheiten.
Wir sind uns selbst mal Näher,
mal rückt der Körper mit seinen Bedürfnissen weit in den Hintergrund.
WEGE AUS DER ALLTAGSTRANCE
Experten sprechen tatsächlich von einer „Alltagstrance“. Einem Zustand, indem wir zwar funktionieren, unsere Aufgaben erledigen, jedoch weit weg von der Wahrnehmung unserer eigenen Bedürfnisse sind.
Wir laufen im „Automatikmodus“, statt zu agieren, reagieren wir, ohne nachzudenken.
DER ATEM
Wenn wir gesagt bekommen:
„Vergesse nicht zu atmen„
bekommen wir in der Regel keine Anweisung, wie tiefer Atmen überhaupt funktioniert.
Wir atmen meist zu flach. Je stressiger der Tag, umso wahrscheinlicher, dass wir den Atem sogar unbewusst anhalten. Wir versorgen unseren Körper auf diese Weise mit viel zu wenig Sauerstoff. Sind dadurch erst recht müde, ausgelaugt und verlieren den natürlichen „Kontakt“ zwischen Kopf, mit all seinen herumschwirrenden Gedanken, und dem Körper.
PROBIERE ES AUS:
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Lege deine Finger etwas unterhalb deiner Schlüsselbeine. Darunter liegen die Spitzen deiner Lungenflügel. Prüfe beim Einatmen, ob dein Atem bis dorthin gelangt. In der Regel tut er das nicht.
Atme jetzt tief ein, so dass sich Dein Bauch nach außen wölbt. Und nun weite und dehne den Atem sowohl nach oben, wie nach unten aus. Du merkst an den Fingerspitzen, ob er bis zu den Lungenflügeln gelangt. Halte ihn eine Zeitlang und atme langsam durch den Mund wieder aus. Wiederhole das 3 bis 4 Mal … ganz in Ruhe. Nur für Dich.
Merkst du den Unterschied?
Du richtest dich automatisch auf.
Ruhe kehrt ein.
Es ist ein sehr angenehmes, beruhigendes Gefühl.
Nimm den tiefen ATEM mit in den Alltag. Erinnere Dich daran, wenn Du merkst, dass Du Dir Deines Körpers nicht bewusst bist.
SELBSTANNAHME
Was wir nicht wertschätzen, dem schenken wir weniger Beachtung.
Je mehr wir uns wünschen anders zu sein, umso schwieriger wird es, das zu lieben, was wir haben. SELBSTLIEBE und SELBSTANNAHME sind Themen, welche nicht selten ein abfälliges Schmunzeln hervorrufen.
Es ist bequemer, diese Worte in eine esoterische Ecke zu drängen, als das Verhältnis zum eigenen Körper ernsthaft zu hinterfragen.
Sätze, wie „liebevoller Umgang mit mir selbst“ sind uns beinahe schon peinlich.
Erst wenn wir an unsere Grenzen gelangen, wächst die Bereitschaft Neues auszuprobieren. Oft erst dann, wenn wir merken, dass wir mit den bisherigen Methoden immer wieder gegen Wände rennen.
FOKUS
Ein kleiner Trick stellt am schnellsten eine Verbindung zu Deinem Körper her. Stelle Dir vor,
Dein Körper wäre ein kleines Kind. Sein Wohlbefinden läge in Deiner Hand. Es sei auf Deine Hilfe und Deine Zuneigung angewiesen. Beobachte einfach einen Tag lang:
Wie sprichst Du zu ihm? Wie beruhigst Du es? Wie ermunterst Du es? Wie gut versorgst Du es?
Versuche es und schaue was passiert. Es ist faszinierend, wie sehr dieser simple Zugang zuerst Deine Körperwahrnehmung, danach Deinen gesamten Alltag verändern kann. Simpel und einfach. Risikofrei und für Jeden umsetzbar. Du musst es auch keinem erzählen!
BAUCHGEFÜHL
Ich sitze am Schreibtisch, mein Nacken ist verspannt, der Kopf schwirrt, die Finger meiner rechten Hand sind vor lauter Mausklicken fast schon erlahmt. Ich bin nicht gut drauf. Dabei nehme ich wahr, wie Draußen die Sonnenstrahlen zum Vorschein kommen.
„Ich will raus!“ schreit mein Körper. „Aber es gibt noch so viel zu tun“ denkt mein Kopf.
Es ist uns nicht immer möglich diesem Impuls, genau diesem Moment, nachzugehen. Aber wenn wir ganz ehrlich mit uns sind: ein kleiner Spaziergang nach Feierabend ist meist schon drin. Nur ist es entweder nicht genau das, was wir uns unter "runterkommen" vorgestellt haben, oder aber wir gönnen uns diese kleinen Auszeiten nicht, weil wir uns im Tun und Denken verloren haben.
BEOBACHTE
wie oft Dir Dein Körpergefühl ein Bewegungssignal aussendet, welches durchaus umsetzbar wäre, Du jedoch zu lange überlegst und infolgedessen genügend Argumente findest, warum es gerade jetzt nicht passt.
Dein Kopf findet 1000 Ausreden und dabei ist er mehr als kreativ: „zu kalt, zu warm, zu wenig Zeit, zu um umständlich, zu viel zu tun, lohnt sich nicht, keine Klamotten, Klamotten in der Wäsche, und danach muss du extra duschen, gerade gegessen, zu wenig gegessen….“ und und und.
Du hast nur eine Chance, den Kopf zum Schweigen zu bringen:
Höre auf den KÖRPER – nicht auf den KOPF
Wenn Du einen Bewegungsimpuls wahrnimmst – überlege nicht lange.
Zähle von 5 bis 0 runter und dann raus!
Wenn es nur eine Runde um den Block ist.
Wenn Du nicht sofort raus kannst, dann plane Dein Vorhaben fest ein:
Ohne wenn und aber!
Dein Körper wird es Dir danken und nur so hat die Lust auf mehr Bewegung eine Chance zu wachsen. Vom Kleinen zum Großen. Vom Einfachen zum Schweren. Motivation ist wie ein Muskel der trainiert werden will. Gebe ihr die Gelegenheit sich zu entwickeln und stärker zu werden.
UND NU?
Ich stehe vor dem Spiegel und begutachte neugierig meinen Körper.
Statt ihn zu bemängeln, mich über ihn zu ärgern oder das Gegenbild zu verdrängen, lächele ich mir zu.
„DANKE“, sage ich. „Willkommen zu Hause“.
Wir sind Menschen und keine Maschinen.
Wir dürfen "ausreißen", sollten uns nur nicht darin verlieren, damit der Wer zurück nicht zu schwierig wird.
Falls Du den Bezug zu Deinem Körper schon lange verloren hast und ihn alleine nicht mehr wiederfinden kannst, schreibe mir.
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